Die im Stil eines englischen Landschaftsgartens gehaltene Parkanlage war um 1890/91 von Evariste Mertens (1846-1907) geplant und erstellt worden. Knapp 20 Jahre nach dem Tod Grob-Zundels verschenkten die Witwe und ihre beiden Töchter die Villa und den Park an das Diakoniewerk Neumünster. Dieses verkaufte 1929 die nördliche Parkhälfte, um neue Mittel zu beschaffen. Von da an war der Park durch einen Zaun in zwei Parzellen geteilt. 1977 kaufte die Stadt Zürich aus denkmalpflegerischen Gründen die Villa mit der dazugehörigen südlichen Parkhälfte. Im Jahr 2006 ging die Villa ins Eigentum der Stiftung Patumbah über.


Der Bau der Villa wurde 1885 abgeschlossen. Die dazugehörige Parkanlage konnte jedoch vorerst nur im hausnahen Teil realisiert werden. Im unteren Teil des Grundstücks wurde zu diesem Zeitpunkt der Eisenbahntunnel Stadelhofen-Tiefenbrunnen im Tagbau erstellt. Trotz überdurchschnittlich guter Dokumentation von Villa und Park ist der Schöpfer des hausnahen Parks nicht eindeutig zu benennen.

Nach Abschluss der Tunnelbauarbeiten engagierte Grob für die Projektierung der Gesamtparkanlage den Gartenkünstler Evariste Mertens, der zusammen mit Otto Froebel (1844 - 1906) die Gartenkultur Zürichs im ausgehenden 19. Jahrhundert entscheidend prägte. Der in Brüssel aufgewachsene Holländer Mertens erwarb Berufskenntnisse bei berühmten Gartenkünstlern in Paris und England, bevor er in die Schweiz kam und zusammen mit einem Studienfreund in Schaffhausen seine eigene Firma gründete. 1886 wurde er als Dozent für Obstbau an die ETH berufen und siedelte nach Zürich über. In den ersten Jahren in Zürich arbeitete er mit seinem Berufskollegen Otto Froebel zusammen. Das Arboretum, ihr gemeinsames, grosses Werk dieser Jahre, galt als schönste Anlage ihrer Art in Europa und war für beide eine hervorragende Referenz. Ab 1889 führte Mertens ein eigene Gartenbaufirma in Hirslanden. Die Gestaltung des Patumbahparks war der erste Grossauftrag für den selbständigen Gartenkünstler.

Während seines gesamten Berufslebens blieb Mertens dem Landschaftsgartenstil verpflichtet, der, im England des 18. Jahrhunderts als Reaktion auf den Barockgarten entstanden, damals in ganz Europa gepflegt wurde. Auf dem Kontinent befassten sich nebst Fachleuten auch Persönlichkeiten wie Goethe in seinem Werk "Die Wahlverwandschaften" mit der Frage nach der richtigen Gartenform. Als neues Ideal galt die Inszenierung grösstmöglicher Natürlichkeit. Der Landschaftsgarten sollte sich dem auf organisch geschwungenen Wegen spazierenden Besucher in einer Folge von wechselnden Bildern darbieten.

(Foto mit freundlicher Genehmigung von Gareth Zundel)

Bei der Parkanlage der Patumbah zog Evariste Mertens alle Register und setzte die klassische Landschaftsgarten-Theorie um. Die durch den Tunnelbau veränderte, schwierige Topografie wusste er geschickt zu nutzen. Mertens fügte ein reiches Angebot unterschiedlicher Gartenräume zu einem organischen Ganzen. Unter der Fülle von Gestaltungselementen und Nutzungsangeboten finden sich Attraktionen wie Springbrunnen, Alpengarten, Rehgehege, Voliere und Turnplatz. Dem Nutzgarten dachte er einen knappen Viertel der gesamten Parkfläche zu, was die Bedeutung der Selbstversorgung unterstreicht. All diese Elemente reihten sich entlang der grossen und kleinen Wegschlaufe auf. Gehölzkulissen gliederten den Park in Räume unterschiedlicher Grösse. Die bewusst gesetzten Durchblicke liessen das Grundstück in raffinierten und vorteilhaften Perspektiven erscheinen und gesamthaft grösser wirken, als es tatsächlich war. Ausgeführt wurde die Parkanlage 1890/91. In den darauffolgenden Jahren kamen weitere bauliche Elemente hinzu. Auffälligstes Schmuckstück ist der Gartenpavillon des Baumeisters Hirzel-Koch, der auf der von Chiodera und Tschudi gebauten Terrasse errichtet wurde. Das Gewächshaus im Nutzgarten folgte 1894, eine Gartenlaube beim Gemüsegarten sowie eine Spalierwand beim Obsthain sind nicht genau datierbar, müssen aber auch diesen Jahren zu gerechnet werden.


1893 starb Karl Fürchtegott Grob. Seine Frau, eine leidenschaftliche Gärtnerin, bewirtschaftete Villa und Park noch rund zwanzig Jahre lang. 1911 schenkten sie und ihre beiden Töchter die geerbte Liegenschaft dem Diakoniewerk Neumünster, das in der Villa ein Altersheim einrichtete. Folgenschwer für den Park war der Entscheid des Diakoniewerkes im Mai 1929, die nördliche Parkhälfte zu verkaufen. Ein Zaun quer durch die Anlage markiert bis heute diese neue Grenze, die den kunstvollen Garten rücksichtslos zerteilt. Der Käufer von Parzelle Kat.-Nr. 2440, Carl J. Abegg, betrachtete die Parzelle als Baulandreserve, realisierte aber lediglich 1951 anstelle des Tennisplatzes ein Gerätehaus in der westlichen Grundstücksecke. Die restliche Parzelle blieb bestehen und fiel in einen Dornröschenschlaf. Während Jahren nutzte der botanische Garten das Gelände für Versuchspflanzungen. Die Topografie, wie Mertens sie angelegt hat, ist  aber unverändert erhalten geblieben.

Anders entwickelte sich die südliche Parkhälfte, neu Kat.-Nr. 2441. Das Diakoniewerk passte die verbliebene Umgebung den Bedürfnissen des Altersheimes an und verwandelte die kunstvolle Anlage in einen profanen, zweckorientierten Nutzgarten.

1976 beabsichtigte das Diakoniewerk, die Villa Patumbah, die den Ansprüchen eines Altersheims immer weniger gerecht wurde, durch einen Neubau zu ersetzen. Um den architekturgeschichtlich interessanten Bau zu retten, erwarb die Stadt Zürich 1977 die Parzelle Kat.-Nr. 2441. Die 1981 lancierte Volksinitiative "Pro Patumbahpark", die eine Zuweisung der Parzelle Kat.-Nr. 2441 in die Freihaltezone verlangte, wurde 1985 vom Stimmvolk angenommen. In der Zwischenzeit erkannte die Stadt aufgrund des historischen Quellenmaterials, welchen gartenkünstlerischen Wert die gesamte Parkanlage darstellte. Als Pilotprojekt der Zürcher Gartendenkmalpflege wurde in den Jahren 1986 bis 1992 die städtische Parkhälfte originalgetreu rekonstruiert. Durch die massiven Überformungen der Gartenhälfte des Diakoniewerkes gestalteten sich die Arbeiten sehr aufwendig.

Sämtliche Wege, die durch die künstliche Grenzziehung von 1929 unterbrochen worden sind, enden heute abrupt am Grenzzaun. Die Rekonstruktion der städtischen Hälfte führt ganz klar vor Augen, dass dieser willkürlich abgetrennte Teil eines Landschaftsgartens für sich allein genommen nur ansatzweise Aussagekraft besitzt. Der Patumbahpark als klassischer, in seiner Form hier vollendet gestalteter Landschaftsgarten lebt von der Grosszügigkeit, der Weite und der Naturinszenierung entlang der ausladend geschwungenen Wege. Durch die heutige Trennung kann der Garten seine Wirkung nicht entfalten.

Evariste Mertens hat ein umfangreiches Werk in Zürich hinterlassen. Der Patumbahpark nahm aber schon zu Mertens Lebzeiten eine Sonderstellung unter seinen Gartenschöpfungen ein, da er auf diesem für Schweizer Verhältnisse grosszügigen Privatgrundstück einen mustergültigen Landschaftsgarten realisieren konnte. Kein anderer Garten von seiner Hand ist auch nur annähernd in dieser Gesamtheit und Geschlossenheit erhalten geblieben. Die überwiegende Mehrzahl seiner Gärten wurde durch nachträgliche Änderungen entstellt, vereinfacht oder überbaut. Auch Gartenschöpfungen seiner Zeitgenossen von ähnlicher Bedeutung sind mehrheitlich nur als Fragmente erhalten, so zum Beispiel der Park der Villa Brandt oder der Seeburgpark.Alle Versuche, den weiterhin privaten, nördlichen Parkteil integral zu erhalten, scheiterten am hohen Landwert des Parkgrundstücks. In dieser hoffnungslos scheinenden Situation formierte sich die Stiftung.