1. Rang, 1. Preis, Kennwort "Matahari"

Verfasserin:
Pfister Schiess Tropeano & Partner Architekten AG, Zürich
CristinaTropeano

Mitarbeit:
Barbara Fontolliet, Markus Grob
Raffaela Cusini, Heiner Zweifel

Projektbeitrag als PDF (2MB)

Jurytext:
Die Verfasser nähern sich der Aufgabe über eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Kompositionsprinzipien des Historismus und einer genauen Analyse der Villenanlage sowie der Biographie ihres Erbauers. Sie entwickeln ein choreographisches Konzept, das sowohl die unterschiedlichen Dekorationen der Räume selbst erfahrbar machen soll, als auch deren Verknüpfung zu einem «Eindruck erzeugenden Apparat». Der vollständige Rundgang durch das Haus ist angelegt für einen geführten Besuch, der ausgehend  vom robusten  Untergeschoss über die differenzierteren Wohn- und Schlafgeschosse bis hinauf in den grossartigen Estrich und schliesslich auf die Dachzinne - und damit programmatisch durch alle im Haus angelegten Themen - führt. Dieses Dispositiv setzt die Benützung der Obergeschosse durch den SHS voraus; nur so lässt sich ein kontrollierter Zugang der ehemals privaten Räume gewährleisten. Die Fremdvermietung wird demzufolge im Nebengebäude realisiert, allerdings nur in den Obergeschossen, deren eines entgegen der Annahme der Projektverfasser nicht voll nutzbar ist. Wer die Anlage selbständig besuchen will, betritt die Villa im Piano nobile und findet dort neben der Garderobe und einem Shop die Wechsel- und Dauerausstellungsräume im alten Gesellschaftsbereich. Im Untergeschoss liegt ein zentrales Gartenzimmer mit Schaudepot, über das die Gruppen das Haus betreten, sowie die zugehörigen Garderoben und eine Cafeteria, die auch als Kiosk funktioniert. Auch der optionale, strassenseitig angelegte Saal ist vom Untergeschoss aus über eine Treppe zugänglich.

Weil der neue Aufzug im ehemaligen Küchenbereich angelegt wird, ist hier ein zusätzlicher Treppenlift für Behinderte vorzusehen.

Die nach und nach sorgfältig zu restaurierenden historischen Räume werden mit einer minimalen elektrischen Infrastruktur in Raummitte versehen, die sowohl nach unten die Erneuerung der Elektroinstallationen für die Leuchter als auch nach oben von einer Bodendose aus die Erschliessung der Ausstellungs- und Arbeitsituationen erlaubt.

Die Verteilung zu den - geschickt von den Wänden abgesetzten - mobilen Tischen und Vitrinen erfolgt über speziell konzipierte Teppichschichten. Ähnlich diskret, aber optisch sehr präsent wie das komplexe Möbelprogramm wirken die neuen Brandabschlüsse in der Gestalt grauer Hinweistafeln und die Abschottungen des Kniestockbereichs im Estrich in der Form dunkler Ausstellungswände mit hellem Vitrinenschlitz. Auf der Dachterrasse schliesslich wird die Absturzsicherung rekonstruiert und mit Hilfe zusätzlich angebrachter Panoramatafeln ebenfalls in den Dienst des didaktisch angelegten Rundganges gestellt.

Das mit grosser Tiefe und Detailkenntnis erarbeitete Projekt vermag den Sinn-zusammenhang der Gesamtanlage den unterschiedlichen Besucherinnen und Besuchern nahezubringen, nicht zuletzt auch durch die Auffassung des Re-staurierungsvorhabens als «Work in Progress», bei dem über längere Zeit Raum für Raum die Anliegen eines kulturell hochstehenden Umgangs mit historischer Bausubstanz am Objekt selbst demonstriert werden können.

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